Das hilft gegen den Herbstblues!
Jahreszeiten haben einen deutlichen Einfluss auf Körper und Geist. Studien belegen, was viele schon lange ahnen: im Herbst nähert sich unsere Stimmung dem Jahrestiefpunkt. Frische Luft, viel Licht und ein achtsamer Umgang mit sich selbst können Abhilfe schaffen.
Der jahreszeitliche Wechsel von viel und wenig Licht, warm und kalt gibt das grosse Ordnungsschema vor. Es gilt, sich im Verlauf des Jahres immer wieder an die neuen Gegebenheiten anzupassen, um das gewohnte Gleichgewicht wiederherzustellen. Im Rhythmus der Jahreszeiten verändern sich zyklisch unser Hormonhaushalt, das Immunsystem, die Körpertemperatur, der Blutdruck, die Hautdurchblutung, das Wachstum, der Schlaf und selbst unsere Sterblichkeit.
Unser Wohlbefinden und unser Gefühlsleben ist vom Jahrestakt der Natur und den dazugehörenden kulturbedingten Ritualen stärker bestimmt wird, als wir glauben. Die Folge: Aufbruchstimmung bis hin zu Euphorie im Frühling, Genuss und sorglose Gelassenheit im Sommer, Dunkelheit, Frust und nüchterne Betriebsamkeit im Herbst und im Winter eine Mischung aus Stress und Kälte, aber auch Verzauberung.
Der Herbstblues – ein altbekanntes Phänomen
Sobald der Sommer vorbei ist, tritt ein Phänomen auf, das bereits der griechische Philosoph Poseidonios im zweiten Jahrhundert nach Christus beobachtete: die Melancholie. Im Rahmen einer Langzeitstudie füllten seelisch gesunde Menschen Fragebögen aus, die ursprünglich für depressive Patienten gedacht waren. Ergebnis: Im Herbst fühlen sich selbst im Allgemeinen zufriedene Menschen vermehrt schwermütig, dabei schwankt die Schwere der Verstimmung jedoch mit dem Breitengrad. Im eher sonnigen Florida gaben nur 18 Prozent der Befragten eine Herbstmelancholie an. Im nördlichen US-Bundesstaat New Hampshire, der ähnlich lange Herbst- und Winternächte kennt wie wir, gaben 49 Prozent der Teilnehmer an, dass sie sich im Herbst und Winter mental schlechter fühlen.
Die Rolle des „Wohlfühlhormons“ Serotonin
Bisher galt das „Glückshormon“ Serotonin als der Hauptverursacher für Frühlingsgefühle, Sommerlaune, Herbstmelancholie und Winterblues. Kürzlich jedoch entdeckten kanadische Forscher der University of Toronto ein Protein, das je nach Jahreszeit im menschlichen Gehirn mal mehr, mal weniger aktiv ist. In der dunklen Jahreszeit eliminiert es das Serotonin aus den Zwischenräumen der Hirnzellen und führt so zu einem Absinken unserer Stimmung.
Die Forscher fanden ferner heraus, dass uns in der dunklen Jahreszeit Schokolade, die oft zur Stimmungsaufhellung empfohlen wird, leider keine Abhilfe verschaffen kann. Zucker hebt zwar den Serotoninspiegel, aber was hilft das im Herbst und Winter, wenn ein Eiweissmolekül gibt, das damit beschäftigt ist, unser Wohlfühlhormon zu liquidieren?
Am besten raus in die Natur!
Ein weiterer Grund für den Herbst- und Winterblues ist der Mangel an hellem Licht. In der dunklen Jahreszeit, wenn das Tageslicht nur wenige Stunden vorhält, ist unser Melatoninspiegel auch tagsüber erhöht. Dieses Hormon bewirkt Müdigkeit, Schlafstörungen und Winterdepressionen.
Abhilfe kann man schaffen, indem man sich so viel wie möglich draussen aufhält. Selbst ein Platz nahe am Fenster kann helfen − auch bei bewölktem Himmel. Bereits 30 Minuten im Freien können den Lichtmangel wettmachen. Treiben Sie dazu noch im Freien Sport, hebt sich die Stimmung durch die ausgeschütteten Endorphine.
Zudem können helle Leuchten mit 10.000 Lux (Fachhandel) die Stimmung aufhellen, da sie das Spektrum an natürlichem Sonnenlicht imitieren. Wenige Minuten vor diesen Lampen zu sitzen, vorzugsweise in den Morgenstunden, hilft deutlich gegen das „Herbsttief“.
Bei Kerzenschein die schönen Seiten der dunklen Jahreszeit geniessen
John Sharp, Psychiater an der Harvard Medical School, rät, sich auf die Vorzüge der jeweiligen Jahreszeit zu konzentrieren und diese auszukosten. Also lauschen Sie im Herbst und Winter lieber am Abend mit einer Tasse Tee bei Kerzenschein genussvoll in eine Decke eingekuschelt schöner Musik. Sich nicht ständig dem Einfluss von künstlichem Licht auszusetzen, sondern sich gemütliche Ruhe zu gönnen, bietet Körper und Geist eine Gelegenheit zu tiefer Regeneration. Einen Gang runterzuschalten schafft produktive Zeit zum Nachdenken, Reflektieren und Entwickeln neuer Ideen. Gleichzeitig werden die Energiespeicher aufgeladen. Und die brauchen wir ja, wenn wir im Frühjahr unsere Ideen in die Tat umsetzen wollen.
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