Erste Hilfe Tipps gegenüber cholerischen Menschen
„Ruhig bleiben“ gehört zu den wichtigsten Reaktionen, wenn man mit schwierigen Menschen zusammentrifft. Es ist die Basis, damit man bei sich bleiben und den eigenen Standpunkt souverän und frei von Aggression vertreten kann. Nur wie schafft man das genau?
Unter Stress und Druck lässt es sich oftmals schwer denken. Da übernimmt unser Autopilot allzu gerne das Steuer. Intuitiv und ohne nachzudenken übernehmen unbewusste Stress-Automatismen das Ruder. Je nach Persönlichkeit gehen wir zu Angriff, Erstarrung oder Flucht über. Hier kommt ein Notfallkoffer, damit Sie für’s Erste für unvorhergesehene Zusammentreffen mit zornigen oder cholerischen Menschen gewappnet sind.
Gleich vorweg eine erste Empfehlung, wenn Sie auf einen Plagegeist getroffen sind: fassen Sie kurz und sachlich zusammen, was passiert ist. Schieben Sie alle Gedanken bei Seite, wie Sie reagiert haben, also verärgert/wütend oder sprachlos/gelähmt. Kommen Sie nicht ins übermässige Grübeln, und verharren Sie nicht in der Situation. Das Geschehene ist passiert.
Nicht persönlich nehmen
Mit Ihren Kenntnissen aus der kleinen Charakterrunde wissen Sie: Ihr Gegenüber ist durch sein Verhalten zwar ein Problem für Sie – es ist aber vor allem sein Problem! Das, was der andere sagt oder tut, hat viel mehr etwas mit ihm oder ihr zu tun, als mit Ihnen. Nehmen Sie weder sein Verhalten noch irgendwelche Aussagen persönlich. Stellen Sie sich einfach vor, Sie seien ein Brückenpfeiler in einem reissenden Fluss. Lassen Sie einfach den Unrat rechts und links an sich vorbeischwimmen.
Nicht explodieren
Falls Sie zu heftigen Emotionen neigen, versuchen Sie diese so lange wie möglich unter Kontrolle zu halten. Zu explodieren, bringt nichts. Weder bringen Sie einen Choleriker zum Schweigen, noch einen Schweiger zum Reden. Sie katapultiert sich nur in eine Situation, aus der schwer wieder rauszukommen ist. Schlimmstenfalls bieten Sie dem anderen auf einem Silbertablett serviert Möglichkeiten zum Gegenangriff, in dem Ihr Verhalten gegen Sie verwendet wird.
Nicht klein machen
Sich als Gegenreaktion klein zu machen oder sich wie ein Schosshund zu gebärden, ist auch keine Lösung. Im Umgang mit schwierigen Zeitgenossen ist es wichtig, dass Sie Ihre Integrität bewahren. Jeder, der sich unterwürfig verhält oder kleinmacht, lädt andere dazu ein, ihn anzugreifen und umher zu stupsen. Zeigen Sie Haltung – innere, wie äussere, denn wer aufrecht steht, dem wir mehr Respekt entgegengebracht. Nutzen Sie dafür bewusst Ihren Körper.
Nicht einschüchtern lassen
Insbesondere dann, wenn der andere verbal attackiert und dabei gerne in die Untiefen der Wortschatzkiste greift, heisst es Ruhe bewahren. Lassen Sie die Worte an sich abperlen. Denken Sie an den Brückenpfeiler oder singen Sie im Kopf ein Lied. Haben Sie keine Scheu davor nicht zu handeln. Lassen Sie lieber die negative Energie des anderen frei von Aggression ins Leere laufen.
Nicht rechtfertigen
Sicherlich hat jeder schon einmal die Erfahrungen gemacht, wie Rechtfertigungen ihr Ziel verfehlt haben. Der Grund ist, dass ich mit meiner Rechtfertigung die Aussage des anderen – genauer gesagt dessen Wahrnehmung – in Frage stelle. Das wird fast immer als Kritik und damit persönlich aufgenommen. Wenn schon einfache Gemüter so reagieren, dann sollte man schwierigen Menschen gegenüber besonders vorsichtig sein. Erkennen Sie dessen Wahrnehmung an und dann schildern Sie Ihre.
Nicht laut werden
Man wird nicht eher gehört, wenn man lauter wird. Ganz im Gegenteil: dieser Mangel als Selbstbeherrschung wird eher als Beweis für die eigene Unterlegenheit wahrgekommen. Wer schreit hat schon verloren. Geschrien verliert selbst das beste Argument seine Wirkkraft. Man selbst büsst Glaubwürdigkeit, Respekt und Integrität ein.
Zudem erzeugt Gewalt Gegengewalt. Gebrüll ist nichts anders als Gewalt in Worten. Das kann schnell nach unten führen. Böswillige Gesprächspartner werden zum Beispiel eine solche Entgleisung nutzen, um Sie als Choleriker darzustellen oder um Sie, mit dem Hinweis auf eine wohl schlechte Kinderstube, zu verunsichern.
Nicht das Feuer schüren
Zugegeben, es ist oft schwer nicht zum Gegenschlag anzusetzen, und sich nicht zu einer ironischen, zynischen, frechen oder sonst wie eskalierenden Bemerkung hinreissen zu lassen. Schwächen Sie Ihre Position nicht durch Gegenprovokationen. Konzentrieren Sie sich beim Sprechen auf Ich-Botschaften und generalisieren Sie nicht. Nutzen Sie keine Verallgemeinerungen à la „Immer bist du zu spät“, „Nie kann man dir etwas recht machen“ – das heizt den Konflikt an und kann schlimmstenfalls irgendwann später wieder gegen Sie verwendet werden. Umgekehrt bloss nicht auf die verbalen Attacken eingehen. Denken Sie an den Brückenpfeiler: ignorieren! Schwierige Personen wollen Aufmerksamkeit. Wenn sie erkennen, dass Sie ihnen die nicht geben, suchen sie sich meistens einen anderen, der auf sie reagiert.
Nicht fluchen
Wer flucht oder auf Kraftausdrücke und Fäkaliensprache zurückgreift, schwächt seine Position. In dem man sich sprachlich auf ein tiefes Niveau begibt, büsst man Respekt ein. Dabei ist gleichgültig, ob der andere das macht. Ähnlich wie beim Schreien, zeugen Schimpfwörter von Hilflosigkeit. Man Weiss seine Argumente nicht sprachlich rüberzubringen und wirkt schnell grobschlächtig, wenn nicht sogar dumm. Sich dauerhaft in einem solchen Sprachmodus zu bewegen, macht zudem auch etwas mit uns, unserer Wahrnehmung und somit unserer Stimmung und unserem Verhalten.
Nicht lästern
Das Verhalten von nervigen Mitmenschen zu erörtern, kann zuweilen ein kurzweiliger Zeitvertreib sein und ein Ventil, um Frust und Ärger loszuwerden. Ein solches Verhalten kann aber leicht als unprofessionell registriert werden, vor allem wenn es überhandnimmt. Wenn es ganz dumm läuft, schadet man sich selbe, wenn abfällige Kommentare in die falschen Ohren geraten.
Nicht interpretieren
Vermeiden Sie vorrauschauende Aussagen, wie „Ich weiss genau, was jetzt kommt…“ noch Interpretationen, wie „Du machst das nur weil…“. Aussagen wie diese halten ebenfalls die Glut warm oder wirken wie Brandbeschleuniger. Die Gefahr ist zudem gross, dass man sich vom ursprünglichen Thema wegbewegt hinzu unnützen Grabenkämpfen, die die Situation nur verschärfen.
Nicht anstecken lassen
So wie gute Laune ansteckend ist, überträgt sich auch Negativität. Sei es, dass man ständig auf der Hut vor möglichen Angriffen und Kollisionen ist oder einen die Attacken, Beleidigungen und Unhöflichkeiten zu sehr beschäftigen. Sei es, dass man von anderen in Probleme reingezogen wird, die nicht die unseren sind. Klar, sollte man bei Ärger oder Kummer einem anderen ein offenes Ohr leihen, aber achten Sie auf Energievampire, die sie mit ihren Geschichten und Lästereien dauerbelagern oder Sie am liebsten zum Verfechter ihrer eigenen Sache machen wollen. Wer ständig so in Anspruch genommen wird, ermüdet mental und läuft Gefahr, sich gleichfalls anderen gegenüber genauso forsch und rüpelhaft zu verhalten. Am Ende wird man selbst noch als schwierig abgestempelt. Ein Teufelskreis, in den Sie besser nicht geraten.
Kein falsches Lächeln schenken
In stressigen Situationen, in denen einem partout nicht einfallen mag, was man sagen oder wie man reagieren soll, fangen viele Menschen an zu lächeln. Das wird auch oft als Soforthilfsmassahmen genannt: lächeln! Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden: wer lächelt, beisst nicht. Hüten Sie sich aber davor ein falsches Lächeln zu schenken. Der andere merkt das und am Ende wird einem vorgeworfen, den anderen provozieren zu wollen oder nicht ernst zu nehmen.
Nicht den anderen ändern wollen
So ärgerlich und nervtötend schwierige Menschen sein können, so sehr wecken viele in uns auch Mitgefühl. Neurotiker oder Drama Queens schaffen das sicherlich schneller als Choleriker, aber selbst die tuen einem irgendwie leid. Frei nach Goethe, dass das Leben zu kurz ist um schlechten Wein zu trinken, tut es einem oft im Herzen weh zu sehen, wie manche sich selbst sabotieren. Kann man denen nicht helfen mehr Lebensfreude zu spüren? Dann sind die doch bestimmt netter. Die schlichte und sehr nüchterne Antwort ist: nein! Hoffen Sie bitte nicht darauf, den anderen verändern oder retten zu können. Die einzige Person, die Sie verändern können, sind Sie selber. Genauso muss der andere von sich aus eine Veränderung wollen. Alles andere ist vergebene Liebesmüh. Sollte der andere tatsächlich an sich arbeiten wollen, sollten Sie ihm selbstverständlich unterstützen. Aber auch nur dann!
Nicht sich selbst die Schuld geben
Wenn Sie mit einer schwierigen Person zusammengerasselt sind, dann geben Sie sich nicht die Schuld für die Situation. Selbst dann nicht, wenn ihr Gegenüber in Tränen ausgebrochen ist. Sortieren Sie Ihre Gefühle, um Klarheit zu schaffen, was da eigentlich passiert ist. Im Umgang mit schwierigen Zeitgenossen auch mal zu versagen oder nicht zu 100 Prozent adäquat zu reagieren, ist normal und zutiefst menschlich. Das ist weder ein Zeichen von schlechter Menschenkenntnis, noch fehlender Selbstbeherrschung. Manchmal hat mal einfach auch einen schlechten Tag und es fehlt einem die Kraft sich so zu verhalten, wie man es sich wünscht.
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