Wie Empathie unser Leben verbessern kann
Der britische Physiker und Astrophysiker Stephen Hawking war der Meinung, dass Empathie für das Überleben der Menschheit das Entscheidende sein wird, denn alles andere könnten Computer bereits besser als wir. Tatsächlich sind Logarithmen nicht zur Liebe fähig, die aber Voraussetzung ist, um sich in einen anderen einfühlen zu können.
Oft werden die Begriffe Empathie und Mitgefühl synonym verwendet. So nah sich beide Begriffe sind, gibt es doch einen Unterschied. Wenn wir mitfühlen, erinnern wir uns, wie Freude, Trauer oder Ärger sich anfühlen. Durch diese selbst erlebten Erfahrungen können wir uns mitfreuen, jemanden trösten oder uns aufregen.
Empathie geht über diese Fähigkeit hinaus. Sie ermöglicht uns zudem, die Erfahrung eines anderen Menschen zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren. Wir können so Beistand, Trost und Unterstützung spenden und trotzdem emotionale Distanz wahren. Ich kann mich einfühlen, den anderen verstehen und auch helfen, aber ich weiss, dass das nicht meine Gefühle sind.
Gute Gründe, gegenüber jedem empathisch zu sein
Netten Menschen mit Empathie zu begegnen leuchtet ein. Nur: Warum sollte man das bei einem Nervtöter tun? Das ist doch eine Menge Arbeit und Energie, die man da in eine Person stecken soll, die einen ständig piesackt, beleidigt oder nervt!
Glauben Sie mir, es gibt gute Gründe.
Erstens können Sie leichter herausfinden und verstehen, was den anderen zu seinem Verhalten antreibt, wenn Sie sich in ihn einfühlen. Das hilft Ihnen, Abstand zu gewinnen und Ihre negativen Gefühle abzubremsen.
Zweitens schützen Sie sich vor möglichen manipulativen Plänen und Absichten. Je besser Sie sich im Kopf des anderen auskennen, desto weniger kann er Sie steuern. Ganz im Gegenteil, mit Ihrem Wissen über die andere Person haben vielmehr Sie die Zügel in der Hand.
Drittens unternehmen Sie diese seelischen Anstrengungen vor allem für sich selbst! So pathetisch es klingen mag: das eigene Herz zu öffnen und mit Milde und Güte zu füllen, kommt Ihnen mehrfach zugute. Etliche Studien zeigen, dass sich ein empathisches Verhalten positiv auf unsere Gesundheit auswirkt.
Es befähigt zu einer höheren emotionalen Intelligenz, die vor negativen Gefühlen wie Angst oder Einsamkeit schützt. Gleichzeitig verbessert es unsere Beziehungsfähigkeit, weil es unter anderem die Produktion des Bindungshormons Oxytocin – auch bekannt als Liebeshormon – stimuliert. Das sichert uns nicht nur mehr gute Freund- und Bekanntschaften, sondern auch berufliche Erfolge. Denn mithilfe von Empathie achten wir besser auf eine gesunde Arbeitsumgebung, sind produktiver und haben weniger Konflikte mit anderen. Empathie ermöglicht zudem mehr Vergnügen und Genuss.
Wege, um empathischer zu werden
Lesen Sie Literatur.
Kanadische Psychologen der University of Toronto konnten nachweisen, dass Lesen die sozialen Fähigkeiten stärkt. In ihrem Experiment baten sie Probanden, an einem Empathietest teilzunehmen, bei dem sie die emotionale Befindlichkeit von auf Fotos dargestellten Personen beurteilen sollte. In ihrem Test schnitten vor allem diejenigen überdurchschnittlich gut ab, die häufig Bücher mit differenzierten und lebensnah gezeichneten Charakteren lasen.
Interpretieren Sie Gesichter.
Sehen Sie das Foto eines Menschen in einer Zeitung, dann überlegen Sie sich, ohne den Text zu lesen, was in dieser Person gerade vorgeht. Versuchen Sie, die Welt mit ihren Augen zu sehen.
Versetzen Sie sich öfter einmal in die Lage eines anderen.
Das kann jemand sein, den Sie kennen, oder eine Person aus den Medien. Wie fühlt es sich an, wenn alle Welt von der Affäre des Mannes erfährt? Was geht einem durch den Kopf bei einem Bungee-Jump? Wie geht es einem Torwart, der keinen Ball halten konnte? Wie fühlte es sich wohl an, als erster Mensch einen Fuss auf den Mond gesetzt zu haben? Was macht es mit einem Menschen, der sein Hab und Gut verloren hat? Wie würde ich mich da fühlen?
Betrachten Sie sich mit den Augen eines anderen.
Überlegen Sie sich, wie eine andere Person Sie, eine Handlung oder eine Ihrer Verhaltensweisen beschreiben und beurteilen würde. Was glauben Sie, was denkt Ihr Partner über Ihr Erlebnis? Was Ihre Mutter? Ihr Nachbar? Oder eine ganz fremde Person? Ein Schauspieler, eine Politikerin, ein Sänger, eine Wissenschaftlerin?
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