Was tun bei Narzissten?
In Beziehungen – ob freundschaftlich oder in der Liebe – pendeln Narzissten zwischen der Idealisierung und der Entwertung des anderen ständig hin und her. Sie haben grosse Schwierigkeiten im Umgang mit Nähe und Distanz, was das Zusammenleben mit ihnen zu einer Achterbahn der Gefühle macht. Was kann man tun im Umgang mit einem Narzissten?
In diesem Blog stelle ich Ihnen die facettenreiche Persönlichkeit eines Narzissten vor. Denn wenn wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, können wir Gegenstrategien entwickeln. Im nächsten Blog erfahren Sie konkrete Massnahmen, was man tun kann, wenn man einen narzisstischen Partner hat oder der Chef ein Narzisst ist.
Typisch narzisstisch: dramatisch, emotional, launenhaft
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erkennt man an ihrer ausgeprägten Selbstüberschätzung, ihrem gesteigerten Verlangen nach Anerkennung, ihrer überheblichen Anspruchshaltung und ihrem Mangel an Empathie. Sie lechzen nach Aufmerksamkeit und tun alles, um ihr grandioses Selbstbild zu stärken, weswegen Lügen, Intrigen-Spinnen und Manipulation zu ihren Lieblingswerkzeugen im Umgang mit anderen gehören.
Narzissten sind ausserordentlich interessante, weil ambivalente Persönlichkeiten. Sie können sehr leistungsstark und erfolgreich sein. Eloquent, redegewandt und oftmals unterhaltsam punkten sie beim ersten Eindruck. Ihr toxisches Verhalten bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Dennoch kommt bei jedem irgendwann der Moment, in dem sich der manipulative Nebel dauerhafter Selbstbeweihräucherung lichtet und man feststellt, dass man in die Fänge eines Narzissten geraten ist.
I am the greatest!
Wertschätzung oder Empathie von einem Narzissten zu erhoffen ist sinnlos. Ein klein wenig Aufmerksamkeit in homöopathischer Dosierung bekommt nur derjenige ab, der ihm huldigt – aber nicht zu viel, denn die volle Dröhnung an Bewunderung braucht der Narzisst für sich selber.
Menschen, die Narzissten nahestehen, befinden sich in einem ständigen Wechselbad zwischen Charme-Offensive und herablassender Kälte. Auf der einen Seite sind Narzissten besitzergreifend und eifersüchtig. Auf der anderen Seite verweigern sie jegliche Nähe. Erhalten sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit und Anerkennung, neigen sie zu einem nachtragenden bis rachsüchtigen Verhalten.
Obwohl sie von ihrer Sonderstellung und Wichtigkeit überzeugt sind, nehmen sie geringste Kritik als Bedrohung wahr. Hier zeigt sich ihr gestörtes Selbstwertgefühl und ihre in Wirklichkeit fehlende Selbstliebe. Um sich vor weiterer Missbilligung zu schützen, werden um die als bedrohlich wahrgenommene Person Intrigen gesponnen, die den Narzissten in ein gutes Licht rücken und den anderen abwerten sollen.
Falsch verstandene Definition von Selbstliebe
Unter Narzissmus versteht man im Allgemeinen eine überzogene Selbstliebe – aber ist diese Definition richtig? Liebt sich der Narzisst tatsächlich über alle Massen? Gesunde Selbstliebe bedeutet, dass man sich akzeptiert und annimmt, so wie man ist – mit allen Stärken und Schwächen. Das ist eine Voraussetzung für ein gutes soziales Miteinander. Selbstakzeptanz ermöglicht es mir, andere anzunehmen mit all ihren Ecken, Kanten und Marotten. Da Narzissten genau diese Fähigkeit fehlt, liegt nahe, dass ihre vermeintliche Selbstliebe nichts mit wahrer Liebe zu tun hat. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich die Wirklichkeit: Wenngleich Narzissten sehr selbstbewusst auftreten, ist ihr Selbstbewusstsein gering. Stattdessen leiden sie an einem negativen Selbstbild, das sie ständig mit sich hadern lässt.
Eine Spurensuche
Narzissten haben in ihrem Leben oft Verletzung und Zurückweisung erfahren. Egal ob ein Narzisst als Kind übermässig vernachlässigt oder massiv verwöhnt wurde, ihn begleitet zeitlebens der Gedanke, dass er sich auf andere Menschen nicht verlassen kann. Die fehlende Resonanz der wichtigsten Bezugspersonen führt zu grossen Ängsten: „Mit mir stimmt etwas nicht. So, wie ich bin, werde ich nicht angenommen – kann ich nicht angenommen werden.” Als Überlebensstrategie bemüht sich das Kind, aussergewöhnlich zu sein und die Eltern nicht zu enttäuschen. Mehr noch, es versucht sich dessen zu versichern: „Euch Eltern brauche ich nicht. Ich brauche niemanden. Ich verlasse mich nur auf mich.” Mit dieser Einstellung schützt sich das Kind vor weiteren Verletzungen und Enttäuschungen. Das erklärt, warum innige Beziehungen nicht mehr eingegangen werden. Sie bedeuten ein viel zu grosses Wagnis. Irgendwann ist der selbst auferlegte Sicherheitsabstand Teil des Selbst.
Neurologische Ergebnisse aus der Narzissmus-Forschung
Es scheint, dass es auch biologische Gründe für Narzissmus gibt. Ein Forscherteam um Stefan Röpke, Oberarzt, Leiter des Bereichs Persönlichkeitsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung sowie der Autismusambulanz an der Charité Berlin, hat herausgefunden, dass es für die mangelnde Empathie der Narzissten Beweise in der Hirnstruktur gibt. Die Forscher untersuchten bei 34 Probanden, von denen die Hälfte unter einer diagnostizierten narzisstischen Persönlichkeitsstörung litt, mithilfe eines Magnetresonanztomografen (MRT) die Dicke der Großhirnrinde. Das ist die äussere Nervenzellschicht des Gehirns, in der die Inselrinde sitzt und die für Mitgefühl verantwortlich ist. Das Ergebnis: Bei den Narzissten war diese Region deutlich dünner.
So entlarvt man einen Narzissten
Wie kann man herausfinden, ob man es mit einer charismatischen und redegewandten Persönlichkeit zu tun hat oder doch mit einem narzisstischen Egomanen? Laut einer Studie von Forschern um Brad Bushman, Professor für Kommunikation und Psychologie an der Ohio State University, ist das ganz einfach. Es braucht dazu nur eine einzige simple Frage!
Bushman und sein Team werteten eine Reihe von elf unabhängigen Studien mit insgesamt 2250 Probanden aus. Das Resultat war erstaunlich (einfach): Um einen Narzissten zu entlarven, muss man ihn einfach nur fragen! Die Wissenschaftler fanden heraus, dass hierzu eine einzige Frage ausreichte. Sie lautet: „Auf einer Skala von 1 bis 7: Wie sehr stimmst du der Aussage zu ,Ich bin ein Narzisst’?” Die Frage funktioniert aufgrund der Natur des Narzissten. Je narzisstischer jemand ist, desto mehr Punkte wird er sich gönnen. Nicht auszudenken, man wäre nicht im obersten Rang! Das wäre eine narzisstische Kränkung! Nein, der Narzisst ist stolz darauf, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, und gibt damit gleichzeitig zu, dass er eben genau das ist: ein Narzisst!
Vielleicht interessieren Sie auch folgende Texte:
Was kann man tun, wenn ein Choleriker explodiert?: 14 Tipps, was man tun kann, wenn ein #Choleriker anfängt loszupoltern!
Was hilft beim Umgang mit schwierigen Menschen? (Teil 2): Welche einfachen Strategien und effektive Lösungen helfen im Umgang mit schwierigen Menschen? Gute Ideen gegen die Plagegeister.
Was hilft beim Umgang mit schwierigen Menschen? (Teil 1): Jeder kennt sie: die Menschen, mit denen fast jede Begegnung zum Spiessrutenlauf wird. Nach dem Treffen fühlt man sich ausgelaugt und schlecht. Was kann man tun?