6 einfache Tipps für einen nachhaltigen Kleidungskonsum
Als Konsumenten haben wir Macht. Wir können uns informieren, wie Produkte hergestellt werden und unseren Konsum hinterfragen. Damit können wir sowohl beeinflussen, was und wie produziert wird. Wie auch entscheiden, was verkauft wird. Statt uns von der Fast Fashion Mode hetzen zu lassen, gewinnen wir mit einem nachhaltigen Kleidungskonsum an Lebensqualität. Der ist übrigens leichter und lustvoller, als es auf dem ersten Blick erscheinen mag.
Gastbeitrag von Brigitte Frank, b-dress
Kennen Sie das auch? An Verkaufstagen wie Black Friday werden Briefkasten und Mailbox zugemüllt mit vielen supertollen Angeboten. Schnäppchen an jeder Ecke! Selbst dort, wo man es gar nicht vermuten würde, locken irgendwelche Versprechungen. Wollen uns überzeugen, dass man ja so viel sparen könnte, wenn man heute – am besten sofort – kaufen würde. Die Werbeindustrie möchte uns mit ihren subtilen Tricks glauben machen, dass wir bestimmt Produkte unbedingt brauchen. Ohne diese würde man scheinbar etwas verpassen – könne man nicht mehr mitreden; würde man nicht mehr dazu gehören.
Der Aufruf von Vishen Lakhiani auf LinkedIn am Black Friday nichts zu kaufen – #BuyNothingDay – ist da eine tolle Gegenmassnahme! Sie zielt auf den Kern, worum es beim verantwortungsvollen Konsumieren geht: Was brauche ich wirklich? Diese Frage ist einfach und doch schwer zu beantworten. Es setzt voraus, dass ich mehr über mich, mein Leben und meine Werte weiss.
Was heisst „nachhaltig“ konsumieren?
Wikipedia sagt: „Nachhaltiger Konsum ist Teil einer nachhaltigen Lebensweise und ein Verbraucherverhalten: Umwelt- und sozialverträglich hergestellte Produkte zu kaufen, kann politischen Einfluss auf globale Problemlagen ausüben, um die ökonomischen, ökologischen und sozialen Kosten zu minimieren.“ Nur, woran erkenne ich als Konsument*in, dass die Produkte umwelt- und sozialverträglich hergestellt sind und das Unternehmen eine gute Unternehmensführung hat? Ich nehme mir als Beispiel den Bereich der Mode/Textilwirtschaft heraus, da ich mit meinem Label „b.dress“ selbst Kleidung für Businessfrauen anfertige.
Einer Studie zufolge sind Deutschland, die Schweiz und die USA Spitzenreiter beim weltweiten Mode-Shopping. Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche pro Jahr 40 – 70 Kleidungsstücke. Das sind 11-15 kg. Ein Grossteil der gekauften Ware wird aus Asien importiert, auch viele Marken lassen dort produzieren. Mit diesem Konsum betreiben wir einen Raubbau an den Ressourcen auf unserem Planeten. Denn nur Naturfasern zu produzieren, dafür reicht die Anbaufläche gar nicht aus (ausführliche Informationen dazu im Brigitte Frank’s Blog: „Naturfaser – ein Luxusprodukt?“).
Welche Aussagekraft steckt wirklich hinter den Labels?
Stand heute gibt es etliche Labels auf dem Markt mit dem Anspruch, Textilien nachhaltig zu produzieren – beziehungsweise deren Rohstoffe, wie Bio-Baumwolle. Kassensturz, ein Schweizer Sendeformat mit Hintergrundinformation zum Konsum, berichtete, was das Bio-Label bei Baumwolle bedeutet. Deren Textilexperte David Hachfeld meinte dazu: „Nachhaltig, conscious, organic… das sind Buzzwords. Was wirklich zählt ist das, was hinten rauskommt, für die Arbeiter*innen zum Beispiel. Oft sind das kleine Insellösungen, die Nachhaltigkeit simulieren, aber es wird am Geschäftsmodell festgehalten, das auf Ausbeutung basiert.“
Als Verbraucher*in sollten Sie daher darauf achten, wo und wie die Produkte hergestellt werden und unter welchen Bedingungen. Das ist ein erster Schritt in Richtung nachhaltiger Kleidungskonsum. Der kostenfreie Label Guide von Public Eye, eine Schweizer NGO-Organisation, bietet eine hilfreiche Orientierung durch den Dschungel an Informationen, Marken und Gütesiegeln. Allerdings – so die Aussage auf der Website von Public Eye: „Kein heutiges Label und kein Standard im Textilbereich garantiert eine umfassend sozial- und umweltverträgliche Produktion von Kleidung“.
6 Idee für einen verantwortungsvollen Konsum
Welche Möglichkeiten haben wir für einen besonnen und verantwortungsvollen Konsum von Textilien?
1. Billig ist nicht günstig
Überlegen Sie sich vor allem beim Kauf von Billigprodukten, ob Sie diese wirklich brauchen. Selbst wenn es „noch so günstig“ ist: jedes produzierte Kleidungsstück bindet wertvolle Ressourcen mit Materialeinsatz, Arbeitszeit und langen Transportwegen.
2. Strategie im Kleiderschrank schafft Fülle
Stellen Sie sich eine Basis-Garderobe zusammen, die aus 20 – 30 Kleidungstücken besteht, die alle untereinander kombinierbar sind. Diese Basisstücke dürfen von guter Qualität sein, so haben sie lange Freude daran und sind immer gut angezogen. Tipps für eine gelungene Zusammenstellung finden Sie hier: Capsule Wardrobe.
3. Geniessen Sie Slow Fashion
Verlängern Sie die Nutzungsphase Ihrer Kleidung. Statt immer wieder etwas Neues zu kaufen, verlangsamen Sie Ihren Kleidungskonsum. Geniessen Sie Ihre Einkäufe – zelebrieren Sie sie. Das Schöne ist, dass Sie dabei Ihren Genuss stärken und gleichzeitig Geld und Zeit sparen.
4. Sparsames Waschen schont Umwelt und Kleidung
Kleidungsstücke müssen nicht nach jedem Tragen sofort gewaschen oder in die Reinigung gebracht werden. Oft hilft auch Auslüften und am nächsten Tag ein anderes Kleidungsstück tragen. Waschen bei niedrigen Temperaturen und der Verzicht auf den Wäschetrockner sparen wertvolle Energie und Kosten.
4. Second-Hand und Kleidertauschbörsen
Kaufen Sie gut erhaltene Kleidungsstücke im Second-Hand-Laden oder besuchen sie eine Kleidertauschbörse. Wie wäre ein selbstorganisierter Kleidertauschabend im Bekannten- und Freundeskreis?
5. Kleidungs-Upcycling
Nutzen Sie die Variante „Kleider-Upcycling“ – aus alt mach neu! Manchmal reicht schon einer neuer Knopf! Sollten Sie selbst nicht Hand anlegen wollen, können Sie in einer Schneiderei nachfragen – bestimmt haben diese zudem gute, weitere Ideen!
Wir haben es in der Hand!
2017 passte ich mein Businesskonzept an. Fortan zielt meine Firma b.dress auf Nachhaltigkeit, was für mich der Schritt hin zur Masskonfektion bedeutete. Ich arbeite heute ressourcenschonender und produziere nur das, was wirklich gebraucht und von meinen Kund*en gewünscht wird. So sind schon viele Lieblingsstücke entstanden!
Ich freue mich, wenn dieser Blogartikel Sie inspiriert, über Ihren Kleidungskonsum nachzudenken und Sie ermutigt, die ein oder andere Massnahme in Ihren Alltag zu integrieren. Selbst, wenn es nur einige kleine Veränderungen sind, sind diese in der Summe sehr wichtig! Wir haben nur diesen einen Planeten und enkeltaugliches Wirtschaften ist angesagt.
MEHR ZU Brigitte Frank
Mehr zu Brigitte Frank finden Sie hier: b.dress
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Hallo,
ein paar wirklich nützliche Tipps zu einem sehr wichtigen Thema. Denn in Sachen Nachhaltigkeit lässt sich vor allem in unserem Kleiderschrank einiges bewirken.
Selbst setze ich auf Langlebigkeit, Fair Fashion und Second Hand.
Nachhaltiger Konsum in Sachen Kleidung bedeutet für mich vor allem auch meinen Kleiderschrank mit den Dingen zu füllen, die mich auch wirklich glückich machen. Also auch keine Spontankäufe :).
LG
Liebe Cordula
Vielen Dank für Dein Feedback. Ich freue mich, dass Dir der Blog gefällt.
Tatsächlich lässt sich eine Menge in Sachen Nachhaltigkeit machen – und das Wenigste hat mit Verzicht zu tun.
Ich habe gesehen, dass Du auf Ernährung spezialisiert bist. Da gibt es ja auch ganz viele Beispiele, dass Umdenken und Dinge anders machen, nicht nur gut für die Umwelt und unseren Körper & Geist sind, sondern auch richtig Spass machen können. Mir fällt da spontan das Thema „Food Waste“ an, und was man stattdessen alles Feines mit Resten und „Abfall“ kochen kann.
Herzliche Grüsse
Silke
Danke für die super Tipps! Dieser Trend zu Fast Fashion ist sehr bedenklich und glücklicher machen uns diese vielen Billigklamotten wirklich nicht!
LG
Sabienes
Liebe Sabienes
Vielen Dank für Dein Feedback. Ich freue mich, dass Dir der Beitrag gefällt.
Ich habe auf Deinem Blog gesehen, dass Du in diesem Jahr ein aktives Projekt im Selbstexperiment durchgeführt hast: Konsumsparen. Ich bin mir sicher, dass war / ist ein sehr spannend und vor allem erkenntnisreich! Ein nachhaltiger Kleidungskonsum ist ja nur eine Möglichkeiten von vielen zu überlegen, was man denn wirklich braucht.
Herzliche Grüsse
Silke
Vielen Dank für den interessanten Artikel. Man sollte einfach diese sogenannten Affektkäufe vermeiden. Da kauft man meist Kleidung, die man gar nicht benötigt.
Mit besten Grüßen
Sina
Lieber Sina
Danke für Deine Feedback. Ich freue mich, dass dir der Artikel gefällt.
Ja, es hilft sehr, sich vor jedem Neukauf zu fragen: Brauche ich das wirklich?
Und: will vielleicht irgendetwas mit dem Kauf kompensieren?
Herzliche Grüsse,
Silke
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Nachhaltige Mode wird wirklich immer wichtiger. Man sollte wenigstens ein wenig darauf achten.
Beste Grüße
Hannah
Liebe Hannah
Vielen Dank. Ich freue mich, dass Dir der Text gefällt.
Ich denke alleine sich bei jedem Neukauf zu fragen „Brauche ich das wirklich?“ ist eine gute Übung.
Herzliche Grüsse
Silke
Ich stimme zu, dass billig nicht gleich günstig heißt. Meine Frau hat in letzter Zeit versucht, Second Hand Kleidung zu kaufen. Sie hat herausgefunden, dass sie weniger kauft und man kann noch gute Kleidung finden. Vielleicht hilft jemandem dieser Tipp.
Lieber Dietrich
Vielen Dank für Dein Feedback. Ich freue mich, dass Dir der Text gefällt.
Second Hand ist tatsächlich eine gute Sache – genauso, wie Kleidertauschbörsen.
Herzliche Grüsse
Silke