Was man gegen seine Sorgen machen kann
Sich Gedanken zu machen und auch mal Sorgen, das ist normal. Bedenklich wird es, wenn trübe Gedanken und übertriebene Sorgen lebensbestimmend werden. Man kommt nicht mehr zur Ruhe, ist ständig angespannt und hat Konzentrations- und Schlafstörungen. Es lohnt sich, aus negativen Gedankenspiralen auszusteigen und seine Sorgen zu hinterfragen.
Es ist vollkommen normal, sich Gedanken zu machen: Schaffe ich die Abschlussarbeit? Finde ich einen neuen Job? Wird es finanziell reichen? Werde ich meine grosse Liebe treffen? Bleibe ich gesund? Und so weiter, und so fort. Innere Zwiegespräche, Zweifel und Ängste kennt jeder.
Unnötige Sorgen von echten unterscheiden
Es lohnt sich, sich mit seinen Sorgen zu beschäftigen – auch mit der Sorge um die Sorge. Es gibt Sorgen, die schaffen Klarheit und Orientierung. Diese Sorgen zeigen uns, was geändert werden sollte. Geben uns manchmal sogar wichtige Hinweise, wie etwas geändert werden sollte. Sich Sorgen zu machen ist nicht per se schlecht oder verschwendete Zeit. Es kommt mehr darauf an, worüber man sich sorgt. Und wie sehr man sein Leben von den Sorgen bestimmen lässt. Es gibt Dinge, über die es sich nachzudenken lohnt. Es sind all die Sachen, die wir beeinflussen können. Unsere Gedanken, Gefühle, Pläne, Handlungen und Reaktionen. Sie können als Signale dienen und mich dazu bringen, für etwas Sorge zu tragen.
Habe ich ständig Schmerzen, kann dies dafür sorgen, dass ich zum Arzt gehe. Bei schlechten Noten und Angst vor dem Zeugnis können mich Sorgen zum Lernen bringen.
Sorgen können krank machen, wenn sie überhandnehmen
Wenn Sorgen jedoch unseren Alltag behindern, ist es höchste Zeit, etwas dagegen zu tun! Sorgen, die wie Pech an uns kleben, ohne uns ins Handeln zu führen, belasten uns. Die Folgen von übertriebenen Sorgen sind Anspannung, Herzrasen, Schwitzen, Zittern, schnelle Atmung, Konzentrationsprobleme und Schlafschwierigkeiten. Nicht nur der Betroffene leidet, sondern auch sein Umfeld.
Zwei Arten von Grübeln
Amy Morin, Psychotherapeutin und Sozialpädagogin, unterscheidet zwischen zwei Formen grüblerischer Denkmuster: dem Wiederkäuen und dem permanenten Sorgen. Beim Wiederkäuen werden vergangene Situationen immer wieder analysiert. Hingegen betrifft das permanente Sorgen Situationen, die noch in der Zukunft liegen. Beide Denkmuster verhindern, dass die Person im Hier und Jetzt leben kann — kurzum, glücklich ist!
Sich selbst erfüllende Prophezeiungen
Wiederkäuen oder sich nur das Schlimmste ausmalen birgt zudem die Gefahr der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Der Name ist Programm! Wer sich ständig das Schlimmste ausmalt, trägt häufig unbewusst dazu bei, dass es eintritt.
Was kann man kontrollieren?
Viele unserer Gedanken kreisen um Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Mehr noch: sie führen zu nichts! Was bringt es, mich heute darüber zu sorgen, ob ich einmal schwerkrank sein könnte oder im Alter ein Pflegefall? Kann meine Flugangst verhindern, dass das Flugzeug abstürzt, in dem ich sitze? Stoppt mein Gejammer über das Wetter die Klimaerwärmung? Solange ich meine trüben Gedanken nur um meine Angst kreisen lasse, führen sie zu nichts. Handeln ist gefragt – oder das Grübeln einstellen.
Besser nicht oder nur in Massen
Ablenkung kann ein gutes Mittel gegen zu viel Grübeln sein. Für viele sorgengeplagte Menschen ist das aktive Durchplanen des Alltags ein wirksames, wenn auch erschöpfendes Mittel. Wer keinen freien Moment hat, hat auch keine Zeit zum Grübeln. Das mag beruhigen, aber nur im ersten Moment. Das Problem ist damit leider nicht gelöst. Schlimmstenfalls schlummert es vor sich hin, um dann als Panikattacke wieder voll und ganz da zu sein.
Besser: mit der Angst umgehen lernen
Studien belegen, dass es sich lohnt zu lernen, mit seinen Ängsten umzugehen. Katja Beedso-Baum, Professorin für Behaviorale Epidemiologie an der TU Dresden, konnte durch Follow-up-Studien nachweisen, dass auch zehn Jahre nach einer Verhaltenstherapie bei Angststörungen die Rückfallquote gering ist.
Ursachen der Unruhe beseitigen
Verdrängen hilft also nicht. Besser ist es, sich seinen Ängsten, Zweifeln und Sorgen zu stellen. Das Gefühl zuzulassen – frei von Angst, denn es ist nur ein Gefühl! Und dann darüber nachzudenken, was die Gründe hierfür sind. Inwieweit ist es berechtigt, uns über etwas zu sorgen, uns gar ängstigen zu lassen? Was kann ich beeinflussen? Was ist übertrieben oder unnütz?
Unsere Gefühle anzunehmen ist mehr als nur „Feel-good“
Gefühle bestimmen unser Leben und sind der Motor für unsere Handlungen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sie einen schlechten Ruf hatten. Spätestens seit der Aufklärung und René Descartes‘ „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) galten Gefühle eher als Störfaktoren, die uns in die Irre führen und unsere Urteilskraft trüben. Heute weiß man, dass ohne Gefühle gar nichts geht. Sie sind die Steuermänner unserer Handlungen. Descartes‘ Gedanke müsste erweitert werden in „Ich denke und fühle, also bin ich“.
Dabei gilt es, alle Gefühle anzunehmen, denn ob wohltuend oder aufwühlend – sie sind es, die uns mit unserer inneren Stimme und unseren unbewussten Bedürfnissen verbinden. Emotionslos zu sein heisst nicht, dass wir rein sachlich sind. Es bedeutet, dass uns nichts berührt, nichts nahegeht. Wie können wir durch rein unbeteiligtes Betrachten wissen, was wir wollen? Was uns wichtig ist?
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Geehrte Frau Weinig
Vielen Dank für Ihren Blog Beitrag.
Als Analyst und Charttechniker ist es für mich von Berufswegen nötig mit allen möglichen Szenarien zu befassen. Die Kunst ist es dann vor allem wenn das Risiko schwarzer Wolken aufkommt nicht vor Angst zu erstarren. Charttechnisch ist es sogar so, dass ein Spekulant auch bei hoher Angst in den Märkten paradoxerweise daraus Profit generieren kann.
Natürlich gibt es dabei auch Katastrophenszenarien die einem ganz schön ins Grübeln bringen können. Die Wahrscheinlichkeit von solch wirklichen Katastrophen erfasst zu werden ist äußerst gering und wenn sie dann eines Tages aufkommen, ist es früh genug sich dann Sorgen zu machen. Auch sollten wir uns immer bewusst sein, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten wird dann einfacher und nachhaltiger sein.
Mein 2-3x tägliches und einfache Gebet beinhaltet folgende Worte. Danke für Schutz, Schild, Brot und Glückshormone 🙂
Schutz: vor Unfällen und Katastrophen
Schild: Abschirmung von negativen Einflüssen aller Art
Brot: Das tägliche Einkommen zum Leben
Glückshormone: So das ich die Schönheit meiner Umwelt, Mitmenschen, Natur, Tiere und Pflanzen überhaupt erkennen kann und das die Glückshormone mein Immunsystem sowie Stimmung stärken. Selbstheilungskräfte werden als „Nebeneffekt“ freigesetzt.
Das alles kann gegen Ängste trübe Gedanken und Sorgen helfen.
„Auch nicht zu unterschätzen, wenn ich vorübergehend einen mangelnden Glauben an mich selber habe und dann jemand anderes für mich einspringt und an mich glaubt“ Auch das kann sehr hilfreich sein.
Herzliche Grüße im Moment aus Italien
Markus Menzi
Lieber Herr Menzi
Vielen Dank für Ihre Nachricht.
Ja, auch (oder gerade vor allem?) bei Fragen rund um Geld ist es gut, die Sorgen zu relativieren, und sich nicht von Ängsten auffressen oder fehlleiten zu lassen.
Ihr tägliches Gebet gefällt mir und ist eine gute Achtsamkeits-Anleitung.
Einen herzlichen Gruss ins schöne Italien
Silke Weinig