Im Schlaf lernen – gibt es das wirklich?
Vokabeln büffeln, Liedtexte lernen, uns an wichtige Termine erinnern, während wir schlafen – ist das nur ein Wunschtraum, oder geht das wirklich? Regelmässige Schlafzeiten unterstützen die Leistung unseres Gedächtnisses nachhaltig.
Der Neurowissenschaftler Jan Born bringt es schnörkellos auf den Punkt: „Ohne Schlaf würden wir dumm bleiben.“ Während wir schlafen, weiss unser Gehirn Probleme zu lösen oder kreative Ideen zu entwickeln. Dabei braucht unser Gedächtnis vor allem den Tiefschlaf, um Informationen zu verarbeiten und dauerhaft zu speichern.
Im Schlaf lernen – babyleicht!
Wissenschaftler der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig konnten in einer Studie nachweisen, dass Säuglinge im Schlaf lernen.
Die Forscher präsentierten Babys im Alter von neun bis sechzehn Monaten wiederholt Bilder von Fantasieobjekten. Jeder Gegenstand wurde zudem wiederholt mit speziellen Begriffen benannt. Ähnliche Formen erhielten immer dieselben Namen.
Nach dieser Phase wurde die Gruppe getrennt. Ein Teil der Babys durfte ein bis zwei Stunden schlafen. Die anderen Säuglinge blieben wach und spielten.
Im Anschluss wurden den Kleinen nochmals die Bild-Wort-Paare gezeigt. Zeitgleich mass man ihre Hirnaktivität mit einem Elektroenzephalogramm (EEG). Das beeindruckende Ergebnis: Die wach gebliebenen Kinder konnten sich an die Namen für die einzelnen Objekte nicht mehr erinnern. Hingegen kannten die Kinder der Schlafgruppe alle Zuordnungen.
Sprachenlernen im Schlaf
Das bestätigt auch Björn Rasch. Er leitet das Programm „Schlafen und Lernen“ am Psychologischen Institut der schweizerischen Universität Freiburg. Zusammen mit Forschern der Universität Zürich konnte er nachweisen, dass das Vorspielen von Vokabeln während des Schlafs tatsächlich den Lernerfolg erhöht.
Allerdings mussten die Wörter vor dem Schlaf einstudiert werden. Dann aber wurden die Vokabeln durch das erneute Hören während des Schlafs gezielt im Gedächtnis gespeichert.
Erfolgreich durch tiefen Schlaf
Ob Baby, Teenie oder Erwachsener: Neue Informationen prägen sich langfristig ins Gedächtnis ein, während wir schlafen. Das gilt sowohl für kognitive als auch für motorische Fähigkeiten. Ob wir Spanisch lernen oder Tennis – für unser Gehirn bildet das keinen Unterschied.
Tanja Könen von der Goethe-Universität Frankfurt konnte zudem anhand zahlreicher Laborstudien nachweisen, dass unser Schlafverhalten die geistige Leistungsfähigkeit stark beeinflusst. Bereits eine unruhig verbrachte Nacht mit schlechtem Schlaf mindert unsere Leistung. Optimal ist daher ein tiefer, fester Schlaf, bei dem wir die Delta-Phase erreichen, also den Tiefschlaf.
Hochaktiv im Schlaf
Früher wurde der Schlaf auch als kleiner Tod bezeichnet. Diese Sichtweise ist vollkommen überholt. Unser Hirn läuft auf Hochtouren, während wir schlafen. Im Tiefschlaf fragt es ab, was ein Mensch zuvor erlebt hat. Das mehrfache Abfragen und Wiederholen führt dazu, dass das Wissen besser gespeichert wird. Das gilt sowohl für bewusst Erlerntes wie auch für unbewusst Erlebtes.
Indem das Gehirn das Wissen reaktiviert und repetiert, verstärken sich die Synapsen zwischen den Nervenzellen. Neue neuronale Verbindungen werden gebildet, und alte werden entweder umgebildet oder auch abgebaut. So festigt sich das neu Erlernte und wird mit dem bestehenden Wissen verbunden.
Schnell in den Tiefschlaf durch Hypnose
Ein Weg, leicht(er) in die Tiefschlafphase zu kommen, ist Hypnose. Dies konnte Björn Rasch gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Zürich nachweisen. Zusammen führten sie eine Hypnose-Studie mit 70 Frauen durch, die für einen 90-minütigen Mittagsschlaf in das Schlaflabor kamen. Das Einschlafen wurde entweder durch eine spezielle 13-minütige Tiefschlafhypnose oder durch einen neutral gesprochenen Text eingeleitet.
Das Ergebnis war, dass Frauen, die sich hypnotisieren liessen, häufiger nach der Hypnose in den Tiefschlaf gelangten. Zudem verringerte sich deren Wachzeit.
Über 30 Tipps für einen erholsamen Schlaf
Allen, die nun denken: „Ich würde ja gerne leicht einschlafen und erst recht gerne tief schlafen, aber es klappt einfach nicht“, sei der Blogartikel „Über 30 Tipps für einen erholsamen Schlaf“ empfohlen.
Eine weitere einfache Methode, den Tiefschlaf zu verstärken, ist die regelmässige Siesta. Mit etwas Übung kann man schon bei einem Nickerchen von 20 Minuten die Tiefschlafphase erreichen. Mehr zum Thema Siesta lesen Sie im Blogartikel „Sieben gute Gründe für ein Nickerchen zwischendurch“.
Jeder in seinem Rhythmus
„Viel bringt viel“ gilt übrigens nicht für den Schlaf. Tanja Könen konnte nachweisen, dass die geistige Leistungsfähigkeit von Kindern litt, wenn diese weniger oder deutlich mehr als gewöhnlich schliefen. Für einen guten Schlaf sind vielmehr feste Zeiten wie auch Schlafrituale wichtig.
Guten Tag Frau Weinig
LACH…
davon habe ich auch schon geträumt, besonders bei Vokabeln gleich in welcher Sprache oder Liedtexten wie Sie es auch aufgelistet haben.
Leider hat es bis jetzt NICHT geklappt.
Was mache ich wohl falsch?
Herzlicher Dank für die immer wieder tollen Artikel und Texte.
Freundlicher Gruss aus Bern
thomas erb
Lieber Herr Erb
Vielen Dank. Das freut mich sehr!
Ja, wenn’s so einfach wäre! Damit unser Gehirn im Schlaf (weiter-)lernen kann, müssen wir vorher etwas tun. Einfach nur das Vokabelheft unter’s Kopfkissen reicht leider nicht. Davon kann auch ich ein Lied singen.
Herzliche Grüsse,
Silke Weinig
Ich denke, die richtige Balance ist entscheidend. Dass man genügend schläft und sich das Gelernte gut festigen kann.
eben im richtigen Maß.
Liebe Astrid
Danke für Deinen Beitrag, Ja. die Balance ist wichtig. Ausgeruht kann unser Gehirn besser arbeiten. Stress und Druck absorbieren Energie. Das lässt uns nicht nur schlechter schlafen, sondern auch schlechter denken.
Herzliche Grüsse, Silke