Wie Worte unsere Realität erschaffen
Es ist wissenschaftlich belegt, dass die von uns tagtäglich benutzten Wörter Einfluss auf uns nehmen: wie wir denken und handeln, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern. Wir sind unsere Gedanken! Feste Überzeugungen beeinflussen unsere Stimmung, unser Selbstwertgefühl und unsere Sicht auf die Mitmenschen. Man kann aus negativen Gedankenspiralen aussteigen.
Kürzlich führte ich eine angeregte Unterhaltung darüber, was man einem Kind raten sollte, das auf einen Baum klettert. „Fall nicht runter“ oder „Halt dich gut fest“ – ist das nicht das Gleiche? Die Grundidee ist bei beiden, dass das Kind sicher im Baum klettert.
Es ist jedoch ein Unterschied, ob ich das Kind in seinem Tun stärke oder durch das Aufzeigen von Risiken möglicherweise verunsichere. Worte erzeugen blitzschnell Bilder in unseren Köpfen. Höre ich „Fall nicht runter“, schaue ich instinktiv nach unten und male mir aus, wie ich nach einem Sturz am Boden liege. Bei „Halt dich gut fest“ schaue ich auf meine Hände und spüre die Kraft in meinen Armen; ohne darüber nachzudenken, halte ich intuitiv noch fester.
„Fall nicht runter“ oder „Halt dich gut fest“?
Was passiert mit mir, wenn ich beim Klettern immer wieder höre „Fall nicht runter“ bzw. „Halt dich gut fest“? Werde ich an meine Fähigkeiten glauben oder mir lieber sicherheitshalber etwas anderes zum Spielen suchen?
Die Antwort von Albert Bandura, einem der führenden Psychologen unserer Zeit, wäre möglicherweise, dass die Bestärkung unserer Selbstwirksamkeit der bessere Weg wäre. Der Kanadier entwickelte unter anderem das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung und hat sehr gut erforscht, wie man Motivation erzeugt und sich Erfolgserlebnisse ermöglicht. Indem ich mir etwas zutraue, ist der wichtigste Grundstein gelegt. Allein daran zu glauben, dass man es schaffen kann, dass man also über die Fähigkeiten verfügt, sich etwas zutraut, begünstigt einen positiven Verlauf!
Unsere Gedanken erschaffen unsere Realität
Leider glauben wir nicht immer an uns. Oftmals limitieren uns Gedanken – Gedanken, die eigentlich nur Konstrukte sind, an die wir aber fest glauben. Wir sind uns dieser Überzeugungen so sicher, dass wir noch nicht mal auf die Idee kommen, sie zu hinterfragen: „Geld stinkt“ – „Jungen weinen nicht“ – „Man kann nur einmal im Leben wirklich lieben“ – „Jeder hat einen Partner, nur ich nicht“ – „Das kann ich nicht, dafür bin ich zu alt/dick/dumm/schusselig/ungeschickt …“
Denke ich negativ, sehe ich überall ein Problem und nur schlimme Ereignisse. Ohne gross zu suchen, werde ich immer genau das bestätigt finden. Das nennt man in der Wissenschaft „sich selbst erfüllende Prophezeiungen“. Der Name ist Programm – auch im positiven Sinne! Gehe ich optimistisch an die Dinge heran und suche nach Gelegenheiten und Positivem, dann werde ich das auch finden. Klingt einfach und ist es im Grunde auch!
Sich selbst erfüllende Prophezeiungen sind machtvoll
Wie leicht Worte sich selbst erfüllende Prophezeiungen erzeugen können! Die Worte, die wir aussprechen – und auch die nur gedachten! –, haben Macht. Sie haben die Macht, neue Möglichkeiten zu schaffen oder sie im Keim abzuwürgen. Mit unserer Sprache können wir Beziehungen aufbauen oder sie beschädigen. Die Wahl unserer Worte kann uns und andere stärken oder herunterziehen.
Das Unbewusste kennt kein Nein
Unser Unbewusstes interpretiert Aussagen nicht nur sehr wörtlich, sondern auch sehr bildlich. Sie kennen sicherlich folgende Aufforderung: „Bitte stellen Sie sich jetzt keinen grünen Elefanten in Ihrem Kühlschrank vor.“ Es gibt wohl niemanden, der nicht doch sofort irgendeinen grünen Rüsselträger im heimischen Kühlschrank sieht. Unser Unbewusstes kann mit Verneinungen nichts anfangen – sie existieren für es schlichtweg nicht.
Wie schnell führen Verneinungen und limitierende Gedanken dazu, dass wir unseren Erfolg sabotieren? Einfach indem wir eine Sprache verwenden, die unser Können untergräbt und unsere Probleme verstärkt? „Wenn ich auf der Geburtstagsfeier bin, dann esse ich genüsslich ein Stück Erdbeerkuchen“ ist bei einem Diätplan viel nützlicher als „Ich werde nichts essen“.
Worte mit Bedacht wählen
Unsere Wortwahl schafft die Realität, in der wir leben. Sie führt uns – Geist und Körper – in eine bestimmte Richtung und lässt mit der Zeit eine entsprechende Umgebung folgen. Irgendwann wird unsere Umwelt von unseren Worten gespiegelt. Eine positive Sprache ermutigt uns, unsere Fähigkeiten zu nutzen, ihnen zu vertrauen. Sie lässt uns leichter Ziele erreichen und Schwierigkeiten überwinden.
Bei einer ständig negativen Wortwahl werden wir an unserer Kompetenz zweifeln, eher zögerlich und ängstlich Aufgaben angehen oder uns möglicherweise Chancen versagen. Angst, Pessimismus oder Zynismus können uns dann das Leben madig machen.
Wir haben es in der Hand
Wir haben alle die Fähigkeit, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen und in gesunde, förderliche Bahnen umzusteigen. Allein eine Bewusstheit für unsere tagtägliche Wortwahl setzt das erste Rädchen in Gang, um allzu negative Aussagen und Überzeugungen ausser Kraft zu setzen.
Weiterführende und vertiefende Artikel zum Thema sind:
Keine Macht den negativen Glaubenssätzen
Von „gar nicht schlecht“ zu „gut“ in vier Schritten