Wieso Scheitern das Selbstbewusstsein stärkt!
„Aus Fehlern wird man klug“ – im Moment des Scheiterns mag das nur ein schwacher Trost sein. In einer Leistungsgesellschaft, in der Menschen nach ihren Erfolgen gemessen werden, ist ein umsichtiger und konstruktiver Umgang mit Niederlagen sehr wichtig. Die Art, wie wir mit Misserfolgen umgehen, kann dazu führen, dass wir das Problem vergrössern, weil wir Fehlermachen mit Versagen gleichsetzen ‒ oder wir gehen gestärkt aus unserer Niederlage hervor.
Schaut man in die Regale von Buchhandlungen, könnte man glauben, dass Scheitern nahezu hip ist. Da liest man auf den Buchdeckeln spannende, attraktive und aufmunternde Titel wie „Das Glück des Scheiterns“, „Scheitern als Chance“ oder auch „Die heilende Kraft des Scheiterns“. Hinzu kommen Artikel in Zeitschriften und Zeitungen sowie Reportagen im Fernsehen. Bedeutet das, es gibt keinen Handlungsbedarf mehr hin zu einer Gesellschaft, in der Fehler erlaubt sind?
Schaut man sich die Realität an – und dafür braucht es nur einen Blick in den Freundes- und Bekanntenkreis –, zeigt sich ein anderes Bild: In unserer Kultur gilt eine Niederlage immer noch eher als Versagen. Dabei hat sicherlich jeder von uns schon einmal erfahren, dass es gerade die Prüfungen in unserem Leben sind, die uns charakterlich formen und unserem Leben (neue) Richtung geben.
Bruchlandungen im Leben sind unausweichlich
Machen wir uns nichts vor: Scheitern, etwas vermasseln, auf die Nase fliegen oder voll gegen die Wand rennen tut weh – nicht nur sprichwörtlich. Einen (Lebens-)Traum aufgeben, viel Geld in den Sand setzen oder Schiffbruch in einer Beziehung erleiden – keiner sucht eine Niederlage. Leider können wir Misserfolgen nicht aus dem Weg gehen. Sie gehören zum Leben wie Glück und Freude. Daher ist ein richtiger Umgang mit Niederlagen wichtig. Nutzen wir sie als Chance und lernen aus dem Geschehenen, kann das sogar unser Selbstbewusstsein stärken!
Mut, Optimismus und Willenskraft – darüber verfügen wir alle
Um an Niederlagen wachsen zu können, braucht es Mut, Optimismus und Willenskraft – drei Eigenschaften, über die wir alle verfügen. Als wir laufen lernten, waren wir vielleicht manchmal vom vielen Hinfallen frustriert, aber aufgegeben haben wir nicht. Wieso und wann haben wir verlernt, dass zu den wichtigen Bestandteilen des Lernens Ausprobieren und damit auch Scheitern gehören?
Gutes und schlechtes Scheitern
Wichtig ist, wie wir Niederlagen emotional wegstecken: Stehen wir sofort auf, ohne zu schauen, was uns stürzen liess? Oder umklammern wir schreckerstarrt das blutende Knie, ohne Aussicht darauf, alleine wieder auf die Beine zu kommen? Der Mittelweg ist derjenige, der uns aus der Krise lernen lässt, was unsere Selbstsicherheit nachhaltig stärkt.
Forscher sprechen von einem „schlechten Scheitern“, wenn durch unseren Umgang mit der Niederlage unser Selbstwertgefühl sinkt. Folgen hiervon können stark einschränkende Schamgefühle, Passivität und Depressionen sein. Wem es dagegen gelingt, das Scheitern zu akzeptieren und darin auch eine Möglichkeit zum Ausstieg, Umstieg, Weiterkommen oder Neuanfang zu erkennen, der habe einen Weg für ein „gutes Scheitern“ gefunden.
Selbstbewusstsein mit/trotz Misserfolgen stärken
Nicht nur Erfolge stärken unser Selbstbewusstsein. Das Wissen, wie wir Misserfolge bisher gemeistert haben, also wie wir aus dem Jammertal wieder hochgestiegen sind und aus den Fehlern gelernt haben, stärkt unsere Selbstsicherheit und nährt unsere Zuversicht, auch bei künftigen Bruchlandungen wieder aufstehen zu können.
Unsere Sicht auf die Dinge gibt uns zwei Möglichkeiten, wie wir den Parcours des Lebens meistern: Beissen wir uns an einzelnen Hürden fest, oder weiten wir den Blick? Wenn wir uns daran erinnern, wie oft wir uns schon aus misslichen Lagen herausmanövriert haben, dann mehrt das unsere Zuversicht und somit das Vertrauen in uns selbst. Die Erfahrung, dass wir auch mit ungewissen oder schwierigen Situationen umgehen können, eröffnet uns die Chance, über uns hinauszuwachsen.
Zuletzt eine weitere gute Nachricht
Wir Menschen überstehen Krisen oft viel besser als erwartet. Der Harvard-Professor für Psychologie Daniel Gilbert spricht von einem psychologischen Immunsystem. Es setzt in uns Verteidigungsprozesse in Gang, die uns Krisen und Niederlagen zu überstehen helfen. Mit seinen Studien konnte Gilbert nachweisen, dass seelische Schmerzen kognitive Prozesse auslösen, die den Blick auf die Welt so verändern, dass wir uns nach einer Weile wieder besser fühlen. Scheinbar steckt auch in dieser Volksweisheit ein Funken Wahrheit: „Die Zeit heilt alle Wunden.“
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#Resilienz #Stressabbau #Widerstandskraft #Achtsamkeit #Gesundheitch
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Danke Silke, für Deinen wunderbaren Beitrag. Aus morphologischer Sicht könnte das Scheitern auch als das Erkennen einer weiteren, bislang verborgenen Facette der vorliegenden Situation bezeichnet werden. Scheitern trägt somit zur besseren Orientierung bei. Das Scheitern mit SokratesKarten visualisieren wird übrigens im Business Continuity und Risiko Management praktiziert. Aus der retrospektiven Katastrophenanalyse wird nicht nur für das eigene System gelernt, sondern das Wissen anderen Betrieben weitergegeben. Neben der Heilung entsteht damit Resilienz.
Lieber Gruss, Thomas
Lieber Thomas
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich freue mich, dass Dir der Blog gefällt. Du hast vollkommen Recht: das, was man „im kleinen“ also bei sich machen kann, ist auch auf grössere Systeme übertragbar: ob Familie, Firma oder Konzern. Bei den SokratesKarten hat mich insbesondere der Gedanken, der weissen Flecken – dessen, was wir nicht wissen – fasziniert. Da wir in keine Kristallkugel schauen können, ist die Entwicklung eines Projekts ein weisser Fleck. Sollte sicher dieser wegen negativer Erfahrungen dunkel färben, birgt auch Erkenntnis. Herzliche Grüsse, Silke