4 Schritte, wie man mit dem Körper sein Verhalten ändern kann

4 Schritte, wie man mit dem Körper sein Verhalten ändern kann

4 Schritte, wie man mit dem Körper sein Verhalten ändern kann

4 Schritte, wie man mit dem Körper sein Verhalten ändern kann

Beeindruckende Experimente aus einem neurowissenschaftlichen Forschungszweig namens „Embodiment“ zeigen, wie der Körper und unsere Handlungen unsere Gefühle und unser Denken prägen. Den wenigsten Menschen ist bewusst, wie der Körper ihren Seelenzustand beeinflusst oder wie umgekehrt der Körper auf die Stimmung wirkt. Haltung, Mimik und bestimmte Gesten können beeinflussen, wie wir uns fühlen.

Zusammen mit seinen kanadischen Kollegen Katharina Rohdeb und Nikolaus F. Trojec erforschte Prof. Dr. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke den Zusammenhang zwischen unserer Art zu gehen und unserem emotionalen Erinnern. Die drei Wissenschaftler stellten fest: Wer mit hängenden Schultern dahinschlurft, wird sich eher an negative Dinge erinnern als jemand, der fröhlich läuft.

Unser Gang beeinflusst unsere Sichtweise

Im Experiment wurden Studierende gebeten, auf einem Laufband zu gehen. Ohne ihr Wissen wurde ihre Gangart derart beeinflusst, dass sie entweder in einer fröhlichen oder in einer niedergedrückten Stimmung auf dem Band liefen. Ausschlaggebend hierfür war ein Zeiger, der nach links oder rechts ausschlug. Die Hälfte der Teilnehmer wurde aufgefordert, den Zeiger möglichst links zu halten, die andere möglichst rechts.

Währenddessen wurden ihnen sowohl positiv belegte Begriffe wie „fröhlich“ oder „attraktiv“ gezeigt als auch negative Worte wie „traurig“ oder „dumm“. Nach acht Minuten machten die Probanden einen Gedächtnistest, bei dem sie sich an möglichst viele Begriffe erinnern sollten. Diejenigen, die eher niedergeschlagen auf dem Band gelaufen waren, hatten sich deutlich mehr negative Begriffe gemerkt als ihre beschwingt-fröhlichen Kommilitonen.

Wenn die Art, wie wir gehen oder stehen, einen derart grossen Einfluss auf unser Befinden hat, welche Möglichkeiten stecken dann noch im Embodiment?

Was ist Embodiment?

„Embodiment“ heisst übersetzt so viel wie Verkörperung und ist ein Zweig der Kognitionswissenschaft. Der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio, der an der University of Southern California lehrt, bringt es in knappen Worten auf den Punkt: „The mind is embodied, not just embrained.“ Unser Geist ist also nicht nur ein Produkt unseres Gehirns, sondern auch Teil unseres Körpers; Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig.

Schritt 1: Wie wollen Sie sich fühlen?

Zunächst müssen wir uns darüber klarwerden, was wir wollen. Haben Sie eine spezielle Situation vor Ihrem inneren Auge, helfen die Fragen: „Wie habe ich mich bisher in dieser oder in einer ähnlichen Situation gefühlt?“, und: „Wie möchte ich mich künftig in der Situation fühlen?“ Hören Sie gut in sich hinein – worum geht es Ihnen genau?

Möchten Sie z.B. im Team-Meeting Ihren Vorschlag selbstbewusst präsentieren, haben aber Zweifel oder Angst, so hilft es, genau nachzufühlen, was Sie brauchen: mehr Mut, mehr Vertrauen, mehr innere Ruhe? Es macht einen Unterschied, ob Sie sich sagen: „Ich bin mutig“, „Ich vertraue meinen Fähigkeiten“ oder „Ich bin innerlich gefestigt“.

Formulieren Sie Ihren Wunsch als erreichte Tatsache und positiv. Den Gedanken „Ich will keine Angst haben“ versteht unser Unbewusstes nicht – und das macht immerhin mehr als 80 Prozent unseres Geistes aus. Es registriert nur „Angst“, weil es weder „kein“ noch „nicht“ versteht.

Schritt 2: Welches Bild passt zu dem gewünschten Gefühl?

Gibt es eine Figur, eine Pflanze, ein Tier, das genau die Attribute verkörpert, die das Wunschgefühl verkörpert? Ein Löwe steht vielleicht für Mut, eine Eiche für Gelassenheit, Donald Duck für Heiterkeit. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, alles ist möglich. Jeder muss für sich selbst das passende innere Bild finden. Für den einen verkörpert eine Lotusblume inneren Frieden, für den anderen ist das ein Leuchtturm in der wogenden Brandung.

Schritt 3: Planen Sie den ersten Versuch

Es gilt nun, mit diesem Bild die Situation zunächst im persönlichen Kopfkino zu bestehen. Hilfreich ist, wenn Sie eine Situation von mittlerem Schwierigkeitsgrad auswählen, in der Ihr Versuch eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit hat. Sobald Sie die Situation erfolgreich meistern, wird Dopamin ausgeschüttet, was das neue neuronale Netz stärkt – denn neurobiologisch gesehen ist Ihr Wunsch nichts anderes. Für das Gehirn macht es zudem keinen Unterschied, ob Sie sich die Situation vorstellen oder sie tatsächlich erleben.

Nehmen wir die zu Anfang beschriebene ängstliche Person, die mit Löwenmut innerlich gefestigt auf ihre Kompetenzen vertraut. Mit diesem inneren Bild, das ihr Wunschgefühl verkörpert, überlegt sie sich einen kleinen, intimen Bewegungsablauf, zum Beispiel ein leises Fingerschnipsen mit beiden Händen, und probt diese Bewegung – sowohl in Wirklichkeit als auch im Kopf.

Dabei stellt sie sich Situationen vor, in denen sie die neue Haltung ausprobieren möchte. Nach etwas Einüben gilt es dann, das neue Wissen in die Praxis umzusetzen. Auf jeden Fall im besagten Meeting, vielleicht nicht gleich beim Gehaltsgespräch mit dem cholerischen Chef, aber bestimmt gegenüber einer unangenehmen Kollegin, die wegen ihrer blöden Kommentare sehr oft nervt.

Schritt 4: Üben, üben, üben!

Jeder Veränderung und jedes neue Verhalten braucht Geduld und Zeit. Klavierspielen lernen wir auch nicht innerhalb von wenigen Stunden, Gleiches gilt für Fremdsprachen oder Sportarten. Damit die neue Haltung in Fleisch und Blut übergeht, sollte man daher jede Gelegenheit nutzen und üben. Am Anfang ist es noch etwas ungewohnt, aber mit der Zeit automatisiert sich das Gefühl. Dann flutscht es wie von alleine.

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Foto: Kazuend

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4 thoughts on “4 Schritte, wie man mit dem Körper sein Verhalten ändern kann

  1. Christine Radomsky

    Herzlichen Dank für Ihre Gedanken zum Thema Verhaltensänderung über den Körper. Embodiment ist wirklich ein spannendes Thema. „The mind is embodied, not just embrained.“ Ganz genau. Bei mir funktionieren Körper plus Visualisierung auch deutlich besser als wenn ich eine Situation nur über den Verstand steuern will. Für einige meiner Coaching-Klienten bietet oft der Atem einen besonders einfachen Zugang, um sich in einer bisher belastenden Situation souveräner zu fühlen.
    Spannend auch, dass es für das Gehirn keinen Unterschied macht, ob wir direkt in der Situation sind oder sie uns nur vorstellen.

  2. Silke Weinig Post author

    Liebe Frau Radomsky, vielen Dank für Ihren Beitrag. Ich bin ein grosser Fan von Embodiment und der Bewegung (im wahrsten Sinne des Wortes) den Körper wieder zu entdecken. Die äussere Haltung wirkt auf die innere und umgekehrt.

  3. Dirk Haensch

    Super Zusammengefasst, hatte davon schon mal gehört, sowas wie „fake it, till you make it“. Der Begriff Embodiment war mir aber nicht geläufig, der Beitrag hat mich wieder darin erinnert und ich werde definitiv wieder mehr darauf achten und mich mehr mit dem „Kopfkino“ beschäftigen und das ganze übern. Vielen Dank für die tolle Information und die leichte Schreibweise.

  4. Silke Weinig Post author

    Lieber Dirk, vielen Dank für Ihre Nachricht. Ja, es lohnt sich auf den Zusammenhang zwischen Körper und Geist zu achten. Im ZRM (Zürcher Ressourcen Modells) verstehen wir jedoch unter Embodiment nicht das „Power-Posing“ von Amy Cuddy. Im ZRM gehen wir davon aus, dass der Inhalt des Embodiment kongruent zu den Werten und Einstellungen eines jeden sein muss, um wirksam zu werden. Es reicht nicht eine „power pose“ einzunehmen, um auch „powervoller“ zu handeln. Amy Cuddy hat aus ihren Studien den Schluss gezogen „fake it, ‚till you make it!“, jedoch konnten ihre Ergebnisse bei einer Studie der Universität Zürich nicht repliziert werden. Mittlerweile distanzieren sich auch weitere Co-Autoren von Cuddy’s Studie:
    http://faculty.haas.berkeley.edu/dana_carney/pdf_My%20position%20on%20power%20poses.pdf
    http://nymag.com/scienceofus/2016/09/power-poses-co-author-i-dont-think-power-poses-are-real.html
    http://nymag.com/scienceofus/2016/09/read-amy-cuddys-response-to-power-posing-critiques.html
    http://nymag.com/scienceofus/2016/09/the-fall-of-power-poses-has-a-house-of-cards-aspect-to-it.html
    Bitte lassen Sie mich wissen, falls Sie mehr vom Embodiment-Ansatz aus Sicht des Zürcher Ressourcen Modells erfahren wollen.
    Herzliche Grüsse, Silke

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